Inflation Mogelpackungen: So werden Verbraucher getäuscht
Die Inflation ist in vollem Gange und bringt viele Menschen in Deutschland finanziell unter Druck. In den Regalen der Supermärkte sind die steigenden Preise allgegenwärtig. Doch es gibt noch eine weitere, oft übersehene Strategie, die den Geldbeutel zusätzlich belastet: Mogelpackungen. Hersteller reduzieren die Füllmenge ihrer Produkte, ohne den Preis anzupassen. Für den Verbraucher ist dies auf den ersten Blick kaum ersichtlich, doch die versteckten Preiserhöhungen summieren sich.
Was sind Mogelpackungen und wie funktionieren sie?
Mogelpackungen sind ein cleverer Trick der Hersteller: Die Produkte sehen äußerlich gleich aus, jedoch hat sich der Inhalt verändert. Anstatt die Preise direkt anzuheben, wird der Inhalt einer Packung verringert, während der Preis unverändert bleibt. Dies führt dazu, dass der Preis pro Einheit deutlich steigt, ohne dass der Kunde dies sofort bemerkt. Viele Unternehmen rechtfertigen dies mit steigenden Produktions- und Rohstoffkosten, doch für die Verbraucher fühlt es sich wie ein Betrug an.
Die Psychologie hinter Mogelpackungen
Die meisten Menschen nehmen optische Täuschungen bei Verpackungen kaum wahr. Verpackungen wirken gleich groß, die Etiketten sind ähnlich und der Unterschied von wenigen Gramm oder Millilitern fällt im Alltag kaum auf. Hersteller setzen auf diesen psychologischen Effekt und hoffen, dass Verbraucher den Unterschied erst an der Kasse oder beim genaueren Nachrechnen bemerken. Dieser Trick ist besonders wirksam, weil Konsumenten häufig auf Routinekäufe zurückgreifen und sich auf bekannte Marken verlassen.
Mogelpackungen: Was sagt das Gesetz?
Obwohl Mogelpackungen für viele Verbraucher als unfair empfunden werden, sind sie rechtlich oft im Graubereich. Es gibt keine spezifischen Gesetze, die Mogelpackungen direkt verbieten, solange die Füllmenge korrekt auf der Verpackung angegeben ist. Hier kommt das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) ins Spiel. Laut LFGB müssen Verpackungen transparent und klar beschriftet sein. Doch der Trick der Hersteller besteht darin, die Verpackung optisch gleich groß zu halten, während der Inhalt weniger wird – und genau das ist nicht explizit verboten, solange die Angaben stimmen.
Zwar existieren Gesetze gegen irreführende Werbung, wie das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), doch diese greifen nur bei offensichtlich falschen Informationen. Ein wesentlicher Kritikpunkt bleibt daher, dass die gesetzliche Regelung den Verbraucherschutz nicht ausreichend stärkt, um versteckte Preiserhöhungen durch Mogelpackungen effektiv zu unterbinden.
Was könnte der Staat tun – und warum passiert es nicht?
In Deutschland und der EU gibt es verschiedene Institutionen, die den Verbraucherschutz und die Marktregulierung fördern sollen. Doch die Bundeskartellbehörde und andere staatliche Stellen haben in den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten, den Wettbewerb zu fördern und das Entstehen von Monopolen zu verhindern. Supermarktketten wie Edeka, Rewe, Lidl und Aldi haben sich zu echten Giganten entwickelt und dominieren den deutschen Lebensmittelmarkt. Diese Unternehmen setzen den Preis oft nach eigenem Ermessen fest, ohne dass kleinere Händler eine echte Chance haben, konkurrenzfähig zu bleiben.
Hier sind einige Maßnahmen, die der Staat umsetzen könnte, um Verbraucher besser zu schützen:
- Strengere Kontrollen und Gesetze: Die Einführung schärferer Regelungen gegen irreführende Verpackungen könnte Verbraucher besser schützen. Dazu könnte es verpflichtend werden, nicht nur die Füllmenge, sondern auch die frühere Füllmenge sichtbar zu machen.
- Förderung des Wettbewerbs: Die Regierung könnte Maßnahmen ergreifen, um den Wettbewerb im Einzelhandel zu stärken, sodass nicht nur große Ketten den Markt kontrollieren.
- Mehr Transparenz im Handel: Ein weiterer Schritt wäre die Verpflichtung der Unternehmen, Preisänderungen deutlich kenntlich zu machen, insbesondere wenn die Füllmenge eines Produkts reduziert wird.
Leider fehlt es oft an politischem Willen oder an Druck von Verbraucherorganisationen, um diese Maßnahmen durchzusetzen. Der Einfluss großer Supermärkte auf die Politik und die wirtschaftliche Abhängigkeit vieler Regionen von diesen Unternehmen erschweren die Einführung strengerer Regeln.
Wie können Verbraucher Mogelpackungen erkennen?
Es gibt einige einfache Tricks, um Mogelpackungen im Supermarkt zu entlarven:
- Auf die Füllmenge achten: Vergleichen Sie immer die Angaben zur Füllmenge (z.B. in Gramm oder Millilitern) auf der Verpackung. Viele Hersteller reduzieren die Füllmenge nur minimal, um den Unterschied unauffällig zu machen.
- Preis pro Einheit prüfen: Viele Supermärkte bieten die Angabe des Preises pro 100g oder 100ml direkt am Regal an. Hier können Sie schnell erkennen, ob ein Produkt plötzlich teurer geworden ist.
- Regelmäßige Preisvergleiche anstellen: Wer seine Lieblingsprodukte genau im Blick behält, wird schnell feststellen, wenn sich der Inhalt verändert oder der Preis angehoben wurde.
- Augen offen halten: Mogelpackungen tauchen häufig bei beliebten Produkten auf – Schokolade, Chips, Milchprodukte, aber auch bei Hygieneartikeln wie Zahnpasta oder Duschgel.
Beispiele für Mogelpackungen
Einige Marken haben bereits in der Vergangenheit durch Mogelpackungen auf sich aufmerksam gemacht. Hier sind einige bekannte Beispiele:
- Schokoladentafeln: Viele Marken haben die Größe ihrer Tafeln verkleinert, während der Preis gleich geblieben ist. Verbraucher, die sich an die 100g-Tafel gewöhnt haben, kaufen plötzlich nur noch 90g oder weniger.
- Chips-Packungen: Was früher eine große Tüte war, ist heute häufig nur noch zu zwei Dritteln gefüllt. Oft merkt man den Unterschied erst, wenn man die Tüte öffnet.
- Getränke: Auch bei Getränken wie Säften oder Softdrinks gibt es oft kleinere Flaschen zum gleichen Preis.
Mogelpackungen und die Inflation: Ein untrennbares Duo?
Die Inflation führt dazu, dass Mogelpackungen in immer mehr Bereichen auftauchen. Besonders in Branchen, in denen Preiserhöhungen besonders auffallen würden, greifen Hersteller auf diesen Trick zurück. Für Verbraucher bedeutet dies, dass sie nicht nur mit steigenden Preisen zu kämpfen haben, sondern auch weniger für ihr Geld bekommen.
Fazit: Wachsamkeit ist gefragt!
In Zeiten der Inflation ist es wichtiger denn je, auf die kleinen Details zu achten. Mogelpackungen sind ein effektiver Weg für Hersteller, Preissteigerungen zu verschleiern. Doch mit etwas Aufmerksamkeit können Verbraucher sich schützen und bewusstere Kaufentscheidungen treffen. Vergleichen Sie die Preise pro Einheit, prüfen Sie die Füllmengen und halten Sie Ausschau nach versteckten Preiserhöhungen. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Budget und entlarven die Tricks der Hersteller.
Beschwerdestellen
Sollten Sie den Verdacht haben, dass es sich bei einem Produkt um eine Mogelpackung handelt oder Sie unfair behandelt wurden, können Sie sich bei folgenden Behörden beschweren:
- Bundeskartellamt (zuständig für Wettbewerbsfragen): https://www.bundeskartellamt.de
- Verbraucherzentrale Bundesverband (für Verbraucherbeschwerden): https://www.vzbv.de
Supermärkte und Discounter
- Edeka
- Größte Supermarktkette in Deutschland
- Zahlreiche regionale Märkte, Tochtergesellschaften und Marken wie Netto Marken-Discount
- Rewe
- Zweitgrößte Supermarktkette
- Betreibt ebenfalls Discounter-Märkte (Penny)
- Aldi
- Discounter-Kette, aufgeteilt in Aldi Nord und Aldi Süd
- Bekannt für niedrige Preise und ein reduziertes Sortiment
- Lidl
- Discounter der Schwarz-Gruppe (auch Eigentümer von Kaufland)
- International stark vertreten und großer Wettbewerber von Aldi
- Kaufland
- Teil der Schwarz-Gruppe (wie Lidl)
- Hypermärkte mit einem breiten Sortiment
- Netto Marken-Discount
- Tochtergesellschaft der Edeka-Gruppe
- Einer der größten Discounter in Deutschland
- Penny
- Discount-Tochter der Rewe-Gruppe
- Real (jetzt teilweise Globus und Kaufland)
- Real wurde größtenteils von anderen Ketten übernommen, darunter Kaufland und Globus
- Globus
- Hypermärkte, die stark in Süddeutschland vertreten sind
- Übernahm Teile von Real
- Tegut
- Mittelständische Supermarktkette, gehört zur Migros-Gruppe (Schweiz)
- Marktkauf
- Hypermärkte unter dem Dach der Edeka-Gruppe
Weitere relevante Ketten:
- Norma: Kleinere Discounter-Kette
- Metro: Großhandelskette für Gewerbekunden (nicht direkt für Endverbraucher)
Diese Konzerne beherrschen den größten Teil des Lebensmittelmarktes in Deutschland und haben den Wettbewerb stark konzentriert.
Monopolismus
Die Supermarktbranche in Deutschland wird von einigen wenigen großen Konzernen dominiert, die den größten Teil des Marktes kontrollieren. Hier ist eine Übersicht über die wichtigsten Unternehmen und ihre geschätzten Umsätze für das Jahr 2023:
- Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland): Mit einem Gesamtumsatz von 167,2 Milliarden Euro im Jahr 2023, davon entfallen 125,5 Milliarden Euro auf Lidl und 34,2 Milliarden Euro auf Kaufland
- EDEKA: Die größte deutsche Supermarktkette erzielte 2023 einen Umsatz von 68,8 Milliarden Euro, was sie weiterhin zum Marktführer in Deutschland macht
- REWE: Mit einem Umsatz von 92,31 Milliarden Euro, davon 63,17 Milliarden Euro in Deutschland, bleibt REWE ebenfalls ein bedeutender Akteur im deutschen Einzelhandel
- Aldi (Nord & Süd): Aldi verzeichnete einen Umsatz von 30,9 Milliarden Euro in Deutschland(
- Metro: Der Großhändler erzielte einen Umsatz von 30,7 Milliarden Euro und bleibt nach der Veräußerung der Real-Supermärkte ebenfalls ein wichtiger Akteur im deutschen Markt(
Diese wenigen Unternehmen kontrollieren fast drei Viertel des deutschen Lebensmittelmarkts, was ihre Marktmacht enorm erhöht. Monopole und Oligopole entstehen, wenn diese Konzerne durch Fusionen, Übernahmen und aggressive Expansion die kleineren Wettbewerber verdrängen oder übernehmen. Dies führt zu weniger Wettbewerb und höherer Preissetzungsmacht bei den Verbrauchern.
Preisabsprachen ?
Angesichts der enormen Marktkonzentration im deutschen Lebensmittelhandel ist es denkbar, dass Preisabsprachen zwischen den großen Konzernen wie Edeka, REWE, Lidl, Kaufland und Aldi möglich sein könnten. Diese wenigen dominanten Unternehmen kontrollieren zusammen den Großteil des Marktes und haben dadurch die Möglichkeit, Preise und Konditionen quasi zu diktieren. Obwohl solche Preisabsprachen illegal sind und gegen das Kartellrecht verstoßen, kommt es immer wieder zu Verdachtsfällen, die entsprechende Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden nach sich ziehen.
Gerade in einem derart konzentrierten Marktumfeld könnte es theoretisch einfacher sein, sich über Preise abzustimmen, um den Wettbewerb zu minimieren und die Margen zu sichern. Fälle von Preisabsprachen sind bereits in anderen Branchen aufgedeckt worden, was verdeutlicht, dass dies auch im Lebensmitteleinzelhandel ein potenzielles Risiko darstellen könnte.
Das Bundeskartellamt ist dafür zuständig, solche Absprachen zu untersuchen und Sanktionen zu verhängen, wenn Unternehmen gegen die Wettbewerbsregeln verstoßen. Allerdings sind derartige Untersuchungen oft schwer nachzuweisen, da die Absprachen hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Hier ein Beispiel: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/preisabsprachen-planwirtschaft-im-supermarkt-1.2527038 (Könnte ggfs. irgendwann gelöscht werden)
Disclaimer
Die Informationen in diesem Artikel dienen allgemeinen Informationszwecken. Sie stellen keine rechtliche Beratung dar. Für rechtliche Anliegen wenden Sie sich bitte an einen qualifizierten Anwalt oder die entsprechenden Behörden.
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